Der seit vielen Jahren, früher jährlich, stattfindende Wettbewerb „Aktion Dorfökologie", in dem Vertreter von oberfränkischen Dörfern und Obst- und Gartenbauvereinen für ihr ökologisches Engagement geehrt wurden befindet sich derzeit im Umbruch. Die von Christian Kreipe aus Wunsiedel gegründete und jahrelange Ausrichtung findet nunmehr alle 2 Jahre statt; derzeit wird sie von Ernst Deutsch aus Forchheim und Friedhelm Haun aus Kulmbach organisiert. In diesem Jahr hatten sich nur 5 Gartenbauvereine aus den Landkreisen Bamberg, Bayreuth, Coburg, Kulmbach und Wunsiedel angemeldet.
Die Teilnehmer der Veranstaltung wurden am Eingang des Wildparks Hundshaupten von Tierpflegerin Sandra Weber begrüßt. Sie erläuterte kurz die Geschichte des Wildparks. 1971 wurde er von Freifrau Gudila von Pölnitz anfangs nur mit Rot- und Dammwild gegründet. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Wildgehege immer mehr. So kam ein Wolfsgehege hinzu, inzwischen gibt es auf dem 40 Hektar großen Gelände 33 verschiedene einheimische Wildarten. So gehört z.B. das schönste Steinbockgehege Deutschlands, hier inmitten der urigen Karstlandschaft der Fränkischen Schweiz dazu.
Bevor es zur Preisverleihung in dem wohlig warmen mit Holz beheizten „Grünen Klassenzimmers" in besonderer Holzarchitektur ging, konnten sich die Besucher des Geheges während eines gemütlichen Spaziergangs in dem bergigen, aber weitläufigen Gelände von der Urwüchsigkeit der Tiere selbst ein Bild machen. So gab es u.a. Bisons, Wildschweine, Waschbären, Nandus, Elche, Pferde, Esel, Gemsen, Schafe, Mufflons, Pfauen, Enten, Gänse und Steinböcke u.v.a. zu bestaunen. Bei Kaffee und Kuchen, der von Landrat Dr. Hermann Ulm mit 200,00 Euro gesponsert worden war, konnten sich die Teilnehmer in der landschaftlichen Schönheit des Wildgeheges entspannen.
Gudrun Brendel-Fischer, Vorsitzende des Bezirksverbandes für Gartenbau und Landespflege begrüßte anschließend die Vertreter der Obst- und Gartenbauvereine. Sie wies auf die großen Probleme des Insekten- und Schmetterlingssterbens hin, das vielen Hobbygärtnern aus eigener Anschauung, besonders in diesem Jahr, Sorgen bereite. Glyphosat sei immer noch das Thema. Trotzdem ermutigte sie die Zuhörer, nicht in ihrem Engagement nachzulassen, da der Bezirksverband Oberfranken für Obst- und Gartenbau über eine solide finanzielle Basis verfüge, um das jeweilige Engagement zu honorieren. So könnten auch sogenannte „Soda"-Flächen innerhalb der Dörfer, die sowieso schon da seien noch mehr ökologisch aufgewertet werden.
Folgende Dörfer wurden mit einem Geldpreis von 300,00 Euro geehrt:
Obst- und Gartenbauverein Grub-Frenshof (Gemeinde Schönbrunn) Landkreis Bamberg:
Aus seiner Geschichte, der Entstehung aus einer Obsterzeugergemeinschaft heraus, stehen zum einen die Obstbäume im Fokus. Hier werden nicht nur die erforderlichen Schneidearbeiten an den Bäumen erledigt. Die Praktiker im Verein bieten diesen Service auch für die Bürger an. Mit dem benachbarten Verein in Trabelsdorf, der eine Kelterei betreibt, bestehen intensive Kontakte. Der Verein engagierte sich im Flurbereinigungsverfahren für Neupflanzungen von Obstbäumen und schlug geeignete Sorten vor. Darüber hinaus wird der Blick für die angestammte Natur in der Umgebung geöffnet: Vogelstimmen- und Pilzwanderungen tragen dazu bei. Umweltbildung wird großgeschrieben, nicht nur für Erwachsene. Die Jugendgruppe führt seit 2006 immer ein Jahresprojekt durch und legte dafür 2008 sogar einen Projektgarten an. Hier werden auch die „wilden" Blütenbestäuber in ein Insektenhotel gelockt und beherbergt. Die sogenannten „Wirtshausgespräche" regen die Bürger zum gemeinsamen Rückblick, z.B. auf frühere Streuobstkulturen und natürlich dazu an, wie man Natur und Umwelt im Dorf noch weiter fördern kann.
Obst- und Gartenbauverein Gesees e.V. Kreisverband Bayreuth:
Die Arbeit des Vereins in Gesees hat einen gewichtigen Schwerpunkt: Die Betreuung der großen Obstwiese am Kirchberg von Gesees. Die 3 ha große Obstwiese gehört untrennbar zur Kirchburg St. Marien in Gesees. Es handelt sich um einen über 100 Jahre alten ökologisch sehr wertvollen Streuobstbestand, den Pfarrer Kohlmann damals angelegt hat. Der Bestand war lange sich selbst überlassen, was zu Verbuschungen und Abgängen führte. Ab 2012 rückte der Kirchberg in den Blick des Obst- und Gartenbauvereins, der hier ein weites Betätigungsfeld fand. Hierdurch wird die Obstwiese nicht nur gepflegt, sondern auch durch Biodiversitätsmaßnahmen mit der Unteren und Höheren Naturschutzbehörde ökologisch aufgewertet. Die Obstwiese kommt dadurch intensiv ins Blickfeld der ganzen Bevölkerung. Selbst der Fernsehsender ARTE machte bereits darauf aufmerksam. Der Hang wurde pomologisch untersucht, lieferte einige Raritäten als Überraschung. Nun werden die Reiser schon im Ökologisch Botanischen Garten Bayreuth vermehrt. Die gemeinsamen Pflegearbeiten schweißen die Vereinsmitglieder zusammen, sie ermöglichen Saftherstellung aus ungespritzten Beständen, sie tragen zur Erhaltung dieses wertvollen Biotops bei und tragen seine Bedeutung in die Öffentlichkeit.
Obst- und Gartenbauverein Ebersdorf-Frohnlach, Kreisverband Coburg:
Der Obst- und Gartenbauverein Eberdorf-Frohnlach hat sich besondere Verdienste um den Vogel- und Fledermausschutz erworben. Seinen Anfang nahm alles mit einem Naturlehrpfad im Naherholungsgebiet hinter dem Sportplatz. Dort begann die Aktion mit Nisthilfen für Höhlenbrüter und Fledermäuse, später um 10 Sommerquartiere für Fledermäuse erweitert. Der Erfolg der Fledermausansiedlung ist beachtlich: Fransen- und Bartfledermäuse sowie Mausohren und Braune Langohren konnten bis heute dort nachgewiesen werden. Es fehlt noch das Winterquartier! Altbürgermeister Günter Seiler half mit der Freilegung eines alten Kellers, und nun kann dieser die Funktion erfüllen! Er ist nun gleichzeitig Reiserkeller für den Kreisverband Gartenbau Coburg. Der Erfolg geht weiter. erst 2017 wurden zwei Wochenstuben der seltenen Bechsteinfledermäuse registriert und dokumentiert. Doch nun zu den Vögeln: Mit der AG Eulenschutz wurden Brutkästen für Schleiereulen und Turmfalken überall im Gemeindegebiet angebracht, die auch von den Zielarten gut angenommen wurden. Der Gartenbauverein Ebersbach-Frohnlach zeigt ein besonderes Engagement im Artenschutz.
Obst- und Gartenbauverein Harsdorf, Kreisverband Kulmbach:
Der Obst- und Gartenbauverein Harsdorf hat besonders seine Jugendgruppe, die Gartenkids im Fokus. Kinder an die Natur heranzuführen, sie beobachten, aber auch aktiv werden lassen. Das ist das Ziel. Aus der Begegnung mit der Natur wird die Gestaltung, das Gärtnern, etwas wachsen lassen, zum Blühen bringen, etwas ernten, das Gewonnene verwerten. Aus anfänglichen Bastelabenden und Exkursionen, aus Zwiebelpflanzen setzen und Theaterspielen kam die direkte Begegnung mit der Natur. Ein Garten wurde von der Gemeinde angepachtet, und entwickelte sich zum Aktionsraum der Gartenkids. Bei der Hangsicherung haben sie bereits geholfen. Und dann: Beerensträucher pflanzen, ein Kräuterbeet, eine Sommerblumenwiese, die Bienen anlockt. Was gibt es da nicht alles zu beobachten! 1. Gartenkultur: Jedes Jahr ein neues Thema, im letzten Jahr wurden z.B. Süßkartoffeln gezogen. 2. Kreativität: Ein Riesenspinnennetz beobachten, wie es entsteht. Auch im Ferienprogramm des Landkreises ist der OGV dabei. Die 3 Betreuerinnen, unter ihnen die Vorsitzende des Vereins führen Kinder und Jugendliche an die Natur heran, lassen sie erleben und gestalten.
Obst- und Gartenbauverein Schirnding 1911 e.V. , Kreisverband Wunsiedel, Kreis Wunsiedel
Schon seit 2003 und kontinuierlich bis jetzt wir der Schulhof der Schirnding-Hohenberger Grundschule vom Gartenbauverein gemeinsam mit den Schulkindern zu einem naturnahen Erlebnisbereich umgestaltet. Dieser Schulgarten bietet viele Möglichkeiten der Naturbeobachtung. Er vermittelt gleichzeitig, dass das Neuangelegte auch erhalten und gepflegt werden muss. Selbst für die Ferien werden Einsätze organisiert. Schon bald wurden Beerensträucher gepflanzt. Ein Höhenpunkt war sicher die Anlage des steinzeitlichen Lehmbackofens. Hochbeete wurden erstellt und wieder eneuert. Artenschutzmaßnahmen betrafen nicht nur Vögel, sondern auch Igel. Vieles ist kindgemäß angelegt: Bunte Pfähle erfreuen das Auge und gebastelte Mobiles werden immer wieder nachgerüstet. Die „Grünen Wichte", die Jugendgruppe des Gartenbauvereins nutzt den Garten ebenfalls, aber nicht nur das, die Passanten kommen selbst gern über den Schulhof und freuen sich über die bunte und ökologische Gestaltung. Die Kinder sind stolz, einen solchen Schulhof zu haben, es ist eine Ökozelle und eine Wohlfühloase. Der Obst- und Gartenbauverein Schirnding hat sich beispielhaft für die Entstehung und die langjährigen Fortführung der Anlage engagiert.
Text: Katrin Horn