Obstsortenversuch des Kreisverbands Gartenbau Kulmbach im Thurnauer Oberland zu Pillnitzer Züchtungen und Vergleichssorten 2002 – 2020

Auf der vom Markt Thurnau zur Verfügung gestellten Fläche wurde ab 2002 in der Tannfelder Gemarkung eine Obstwiese angelegt mit Pflanzung von Pillnitzer Apfelsorten und einigen bekannten Vergleichssorten, dazu Speierling, die Europäische Mispel und die Walnusssorte „Apollo".
Das Gelände liegt auf etwa 480 m ü NN und ist von der Ortsverbindungsstraße Tannfeld – Alladorf gut zu erreichen. Wer das Gelände besuchen will, für den sind die Koordinaten angegeben: N: 49° 58' 39'', E: 11° 23' 32''
Die Situation der Lage in einer schmalen Schneise zwischen zwei Anhöhen mit Bach und Straße ergab eine kleinklimatische Extremsituation mit Bündelung des Winds und starker Spätfrostneigung. Die Böden waren nach einer Bodenuntersuchung mager und dazu schwer, in Bachnähe noch vermehrt. Ausgemagerte Böden sind ja in der Streuobstsituation fast die Regel, durch die schweren Böden und das Kleinklima war die Sortenprüfung ein echter Härtetest.
Klimatisch sind die Werte durch die Messungen aus Hollfeld dokumentiert, die Versuchsfläche liegt aber 60 Meter höher und ist danach auch geländeklimatisch noch um einiges rauer.
Der Platz war begrenzt; so pflanzte der Gartenbauverein Alladorf Halbstämme im Abstand von 7 Metern, was sich in der knapp 20jährigen Versuchsdauer als ausreichend darstellte. Zwei Sorten worden von der Baumschule Hofmann unter falschem Namen geliefert. Ausgefallene Bäume (besonders im Trockenjahr 2003) wurden, oft auch durch andere Sorten, ersetzt, nach 2007 nicht mehr.
Die Flächen wurden vom Bauhof Thurnau ausgemäht, Kreisfachberater Friedhelm Haun hatte den Versuch konzipiert und besorgte die Erziehung der Bäume und den jährlichen Winterschnitt. Er dokumentierte die Entwicklung und die Gesundheit wie die Fruchtbarkeit der Bäume über den ganzen Zeitraum 1 – 4mal im Jahr. Die ausführlichen Dokumentationen liegen den Kreisverband Gartenbau vor, der Abschlussbericht (ca. 30 Seiten) wird auf der Internetseite des Kreisverbands Gartenbau Kulmbach eingestellt. Er liegt auch der LWG Veitshöchheim und der Gartenakademie vor.
Die Pillnitzer Pi- und Re-Sorten schnitten unterschiedlich ab. Die Schorfresistenz der Re-Sorten war ja, wie bekannt ist und auch hier erkennbar wurde, oft durchbrochen. Z.T. waren aber noch Toleranzen erkennbar.
Durch die Beobachtungen in dieser Spätfrostlage zu Frostschäden und durch den
Schattendruck vom Wald her konnten hier spezielle Neigungen und Eignungen der Sorten in dieser Hinsicht beobachtet werden. Nach Krankheitsanfälligkeit, Frosttoleranz, Vitalität und Fruchtbarkeit wurden auf Grund der Beobachtungen über Jahre Einstufungen zur Eignung vorgenommen.
Allgemein war vermehrt Krebsbefall, geschuldet durch die schweren Böden festzustellen. Wühlmausbefall setzte einigen Bäumen in jüngeren Jahren zu. Die Knospen wurden gern vom Apfelblütenstecher heimgesucht.
Hier die Beobachtungen zur Eignung der Arten und Sorten für Hochflächen des Jura auf gut basenversorgten Böden:
Aus den Versuchsergebnis ging „Florina" als gut geeignet, „Pikkolo", „Reanda", „Rewena", „Winterrambur" und die Mispel als geeignet und „Delbarestival", „Roter Gravensteiner", „Schöner aus Herrnhut", „Reglindis", „Resi", „Rubinola" und „Topaz" als bedingt geeignet hervor, oft als Ursache der Rückstufung: Die über die ganze Versuchszeit mangelhafte Fruchtbarkeit.
Nicht geeignet sind so bekannte Sorten wie „Pinova", „Pirol", wie auch der Speierling, eigentlich auch die Streuobstsorte „Remo".
Besondere Spätfrosthärte zeigten „Pikkolo", „Rewena", „Florina", „Resi" und der „Winterrambur", dazu die Mispel, was meist auf eine sehr langdauernde Blüte (Versetztes Aufgehen der Blüten über einen Zeitraum von bis zu einem Monat) zurückzuführen ist.
Ein interessante Nebeneffekt der Lage in der Flur nahe am Wald:
Einfluss dadurch war bei folgenden Sorten stark zu beobachten: „Roter Gravensteiner"; Mispel und Walnuss „Apollo", weniger dann bei „Delbarestival", „Florina", „Herrnhut", „Pia", „Pinova", „Rubinola" und „Topaz".
Ein besonderes Ereignis soll nicht unerwähnt bleiben:
Im Mai 2020 wurde entlang der Straße und des entwässernden Grabens (im Jura hier meist wasserfrei) eine neue Wasserleitung nach Tannfeld oberirdisch verlegt. Die Trassierung mit der Großfräse hätte hier eine Reihe der Bäume im Wurzelraum und wohl auch sonst wesentlich geschädigt. Glücklicherweise wurde das nahe Becken der ehemaligen Kläranlage und dann auch die Obstanlage durch Bohrung unterfahren. - Die Pflanzungen bleiben auch für die kommenden Jahre bestehen.


Friedhelm Haun
Kreisfachberater für Gartenkultur, Landkreis Kulmbach